Mir Südtiroler sein a bissl eigen
Ein Land voller Eigenheiten
Südtirol ist einzigartig – geprägt von einer bewegten Geschichte, von Bergen und Tälern, von Sprachenvielfalt und einem Hauch liebenswerter Eigenart. Was es mit dem berühmten Satz „Mir Südtiroler sein a bissl eigen“ auf sich hat, erzählt dieser Blogbeitrag.
„Mir Südtiroler sein a bissl eigen“ – so sagen es die Einheimischen mit einem Schmunzeln. Und tatsächlich: Wer Südtirol besucht, merkt rasch, dass hier vieles ein wenig anders ist. Geprägt von einer bewegten Geschichte, von Bergen und Tälern, von Einflüssen aus dem Norden und dem Süden, hat dieses Land eine Kultur hervorgebracht, die so eigen wie liebenswert ist.
Seit Jahrhunderten war Südtirol ein begehrtes Stück Erde. Als Handelsweg im Mittelalter verband es das Reich mit Italien, später herrschten die Habsburger über die Grafschaft Tirol, bis das Land nach dem Ersten Weltkrieg an Italien fiel. All diese Wendungen haben Spuren hinterlassen, doch eines blieb stets gleich: die Südtiroler haben ihre Eigenheiten nie aufgegeben.
Das spürt man schon in der Sprache. Wer hier unterwegs ist, weiß nie so genau, ob er mit einem „Grüß Gott“ oder mit einem „Buon giorno“ besser aufgehoben ist – beides ist richtig, beides ist willkommen. Manchmal wechseln die Menschen sogar mitten im Gespräch von einer Sprache in die andere, und es ist ganz selbstverständlich. Dazu kommen Wörter, die es nur hier gibt: „schtuff“ zum Beispiel, wenn einem etwas zu viel ist, oder „fregieren“, wenn man hereingelegt wurde. Und dann dieses kleine italienische Wörtchen „dai“, das so vieles sein kann – eine Aufforderung, ein Staunen, ein Lachen. Es sind diese kleinen Sprachschätze, die das tägliche Leben hier prägen.
Auch im Alltäglichen begegnet man dieser Mischung der Kulturen. Nehmen wir den Ehering: In Italien trägt man ihn links, näher am Herzen; in Mitteleuropa rechts, die Hand des Grußes. In Südtirol? Da trägt ihn jeder so, wie es ihm gefällt. Und neben Deutsch und Italienisch klingt in den Dolomitentälern noch eine dritte Sprache: Ladinisch. Eine uralte Sprache, die aus der römischen Zeit stammt und bis heute von den Menschen gepflegt wird – ein klingender Beweis dafür, wie lebendig Tradition sein kann.
Natürlich hat dieses Zusammenleben auch seine Regeln. Der berühmte „Proporz“ sorgt seit Jahrzehnten dafür, dass öffentliche Stellen gerecht auf die Sprachgruppen verteilt werden. Ein wenig bürokratisch vielleicht, aber typisch Südtirol: Ordnung muss sein, auch wenn drei Kulturen an einem Tisch sitzen.
Und manchmal entstehen aus dieser Eigenart auch ganz neue Geschichten. In Glurns, dem kleinsten Städtchen Südtirols, gründete die Familie Ebensperger die erste Whisky-Destillerie Italiens: PUNI. Mit schottischen Kupferbrennblasen, Südtiroler Roggen und viel Leidenschaft reift dort seit einigen Jahren ein edler Tropfen, der zeigt: Auch wenn man „a bissl eigen“ ist, kann daraus etwas ganz Besonderes entstehen.
So ist Südtirol – eigen, eigenwillig, manchmal schwer zu erklären. Doch genau das macht den Reiz dieses Landes aus. Zwischen Apfelblüten und Dolomitengipfeln, zwischen „Grüß Gott“ und „Ciao“, zwischen alter Tradition und neuen Ideen entsteht hier ein Lebensgefühl, das unverwechselbar ist. Und wer einmal hier war, versteht, was die Südtiroler meinen, wenn sie sagen: „Mir sein a bissl eigen.“
