Ist da noch frei?
Südtiroler Geselligkeit auf den Punkt gebracht
Wer zum ersten Mal in einer Südtiroler Schenke oder auf der Terrasse eines Berggasthofs sitzt, erlebt oft eine kleine Überraschung. Man blättert noch unschlüssig in der Speisekarte, genießt die Sonne – da fragt ein Einheimischer, ob er sich dazusetzen darf. Ehe man sich versieht, sitzt man nebeneinander, teilt sich den Tisch, vielleicht sogar die Bank.
Für Gäste aus größeren Städten ist das manchmal gewöhnungsbedürftig, doch hier gehört es zur Kultur. Tischgemeinschaft ist in Südtirol nichts Ungewöhnliches, sondern Ausdruck von Bodenständigkeit und Offenheit. Schon früher auf den Almen und in den Wirtshäusern war es üblich, dass alle zusammengerückt sind, wenn Platz gebraucht wurde.
Manchmal entsteht ein Gespräch – über das Wetter, die Ernte oder die Bergtour vom Morgen. Manchmal bleibt es bei einem kurzen Nicken und einem „Pfiat enk“ zum Abschied. Aber immer bleibt das Gefühl, dass man für eine kleine Weile Teil einer Gemeinschaft war.
Diese Art der Begegnung erzählt viel über Südtirol: Hier ist man nicht anonym, sondern miteinander. Gastfreundschaft zeigt sich oft nicht in großen Gesten, sondern in kleinen, einfachen Momenten – so wie an einem geteilten Tisch.


