Frisch aufgebettet. Mit Stilsicherheit und dem Wissen von Generationen.


Ein Gespräch mit Florian Ellmenreich über »Original bleibt Original – oder warum in Obermais der Adria-Geist zu den Gästen spricht.«

Mitten im Meraner Villenviertel Obermais steht das denkmalgeschützte Jugendstiljuwel Hotel Adria. In Merans erstem, selbsterklärten „Kulthotel“ plaudert der Gastgeber und Geschichtenerzähler Florian Ellmenreich über Anekdoten aus der Historie des Hauses.

Historic: Was ist hier Kult?

Florian Ellmenreich
Gastgeber im Adria

Unser Motto lautet: „Original bleibt Original“. Wir haben das, was dieses alte Haus angeboten hat, noch einmal neu inszeniert – das ist der Kult für uns.

 

„Original bleibt Original“ – wie ist das zu verstehen?

Wir sind hier in einem historischen Gebäude: kein reiner Jugendstil, sondern ein sogenannter eklektizistischer Baustil mit diversen Elementen aus der Zeit 1870-1880. Bauweise und Materialien sind typisch für die Zeit: Terrazzo-Böden, Vollholz-Parkett, das Stiegenhaus in „biancone veronese“, Marmor aus der Nähe von Verona. Dazu kommen ein paar Elemente vom Umbau durch die Baumeister Musch & Lun 1914. Die Aufzugskabine etwa ist heute noch original.
Nach und nach haben wir all diese Originale herausgeholt. Der Parkettboden etwa war seit den 60ern oder 70ern unter Teppichboden versteckt. Wir haben ihn beim Umbau Zentimeter für Zentimeter freigelegt. An manchen Stellen knarrt er beim Drübergehen. Ich sag dann immer: „Der Adria-Geist spricht mit Ihnen.“ Aus vermeintlichen architektonischen Schwächen – ein knarrender Boden, eine Tür, die nicht ganz schließt – haben wir Stärken gemacht. Das gibt es nur hier. Deswegen: Original bleibt Original.

 

Die Geschichte des Originals beginnt 1868, als der Kellner Ferdinand Langguth aus Thüringen in das verschlafene Städtchen Meran kommt und sich in eine Wirtstocher verliebt. Die beiden sind tüchtig und können so 1885 in Obermais ein Hotel errichten. Warum Obermais?

Obermais war damals noch lose verbaut, aber schon lange ein Wohnort der Oberklasse. Es gibt hier Ansitze, Villen und Schlösser, die zum Teil auf das späte Mittelalter zurückgehen. 1840 entstand hier gegenüber vom Hotel die erste Kuranstalt Merans: die Kaltwasseranstalt von Dr. Mazegger. Er holte mit seiner Heilanstalt, mit Massagen und Kneippbädern, viele Gäste nach Meran. Es war die erste Heilanstalt dieser Art weit über die Grenzen Tirols hinaus, der Beginn des Kurbetriebs in Obermais. Wohlhabende Gäste wie die Kaiserin Elisabeth (Sisi) kamen her und brauchten natürlich eine angemessene Unterkunft in der Nähe.

 

Das Hotel hieß damals noch Hotel Austria. Woher stammt der heutige Name „Hotel Adria“ – so fernab der Adria?

Nach dem Ersten Weltkrieg kam Südtirol zu Italien. In Meran begann der Tourismus wieder – jetzt mit italienischen Gästen. Die Faschisten haben damals viele Namen italianisiert. Das Hotel Austria hätten sie schon deshalb umbenennen müssen, weil die Italiener und die Österreicher sich ja eben noch die Köpfe eingeschlagen hatten. Doch die damalige Besitzerin Rosa Mair wusste das mit Geschick zu verhindern. Irgendwann hat sie trotzdem beschlossen, den Namen zu ändern, aber aus marketingtechnischen Gründen: Den italienischen Gästen gab „Austria“ ein komisches Gefühl. Also besser ein Name, den die Italiener mit Urlaub verbinden: Adria.

 

„In Meran baden sie in Buttermilch“ titelte Anfang der 1950er Jahre die „Bild“-Zeitung. Die Meraner Hotelpionierin Zenzi Glatt, Ihre Schwiegermutter, hat diese Ära mit Weitblick mitgeprägt – und 1983 dann das Hotel Adria gekauft.

Zenzi war damals – wie viele Hoteliersfrauen – in der Wintersaison auf Kur. Als sie zurückgekommen ist, hat sie der Familie eröffnet: „Ich habe ein Hotel gekauft“ – eben das Hotel Adria. Meine Frau Sissi Amort war damals 21 Jahre alt und kam frisch von der Hotelfachschule – und die Familie hat gesagt: Das Hotel führst du jetzt. Und das hat sie gemacht – mit Erfolg.

 

„Kommod“ seien die Gäste früher gewesen, hat Zenzi Glatt einmal gesagt. Wie können gestresste Großstädter heute noch so kommod urlauben wie anno dazumal?

(lacht) Damals waren die Leute drei bis vier Wochen hier: die frische Luft genießen, ein bisschen Geplauder, ein bisschen Kurtraube naschen, alles schön langsam. Heute muss selbst im Urlaub alles schnell gehen. In fünf Tagen muss ich alles schaffen und mich möglichst schnell erholen, mit Yoga, Pilates, Waldbaden.
Unser Hotel ist ein Knotenpunkt, das schon durch die Räumlichkeiten zur Langsamkeit einlädt. Hier kann man durchschnaufen und danach auch gemütlich die Umgebung erkunden: die Promenaden, die Waal- und die Wanderwege. Da braucht man kein Waldbaden! Gehen Sie von hier auf dem Waalweg ins Passeiertal hinein: durch den Wald, diesen Sauerstofftunnel – bewusst atmen – mehr braucht es nicht!

Interview von Historic South Tyrol  - einem Zusammenschluss ausgezeichneter historischer Hotels und Wirtshäuser in Südtirol.

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